Wie geht man so ein neues Jahr an?

Es ist ja nur ein Datum, nur ein Kalenderdatum, dieses neue Jahr.

Und dennoch beschäftigen wir uns damit, leben offenbar in Abschnitten, denken darüber nach, ob wir Vorsätze haben sollten oder nicht. Neue Abschnitte – und seien es solche, die nur auf einem Kalender stehen und nicht durch narrative Ereignisse in unserem Leben bestimmt sind - bringen eine gewisse Struktur mit sich und wir Menschen lieben das. Wir blicken zurück, sind zum Beispiel froh, „dass dieses Jahr endlich vorüber ist“, wollen „so etwas nie wieder mitmachen“, endlich für uns sorgen oder genau so weitermachen, wie es gerade läuft. So oder so. So ein neues Jahr ist ein neuer Abschnitt unseres Lebens und er legt ein Maßband an:

Bin ich auf dem richtigen Weg?
Was tue ich mit meinem Leben?
Wie geht es mir?

Das ist gut so. Wir Menschen lieben Strukturen, weil sie uns die Möglichkeit geben, zurückzuschauen und vorherzusehen, zu planen und so Einfluss zu nehmen auf das, was da so kommen mag.

Strukturen und Gewohnheiten sind gut für uns. Unser Gehirn liebt sie, denn sie sparen Energie. Die Verhaltensforschung zeigt: Im Alltag leben wir mit über 40% Verhaltensgewohnheiten, das heißt: Wir tun regelmäßig die gleichen Dinge auf dieselbe Art und Weise.

Es gibt allerdings auch vieles, das wir nicht beeinflussen können. Um so größer ist unser Bedürfnis nach Kontrolle bzw. nach Einflussmöglichkeiten auf all die Dinge, bei denen wir es können. Nur ist das im Alltag gar nicht so leicht. Der Wunsch nach Veränderung bleibt im „Es geht ja doch nicht!“ stecken.

Nun, vielleicht muss ein neuer Abschnitt nicht unbedingt mit großen neuen Vorhaben verbunden sein. Vielleicht können es die kleinen Dinge sein. Denn für große Veränderungen brauchen wir ohnehin erst einmal nur drei Dinge: Unseren Wunsch, unser Zielbild und unseren Willen.

Diese Dinge entstehen meist nicht plötzlich, sondern müssen reifen, wollen groß und stark sein und dann tragen sie uns durch die nächsten Abschnitte.

Um zu reifen, brauchen sie Ruhe. Sie wollen nicht ständig angefasst, gedreht und beäugt werden. Sie brauchen vielmehr Zeit mit sich selbst. Sie brauchen im wahrsten Sinne des Wortes LANGEWEILE.

Jeder Mensch braucht Zeit mit sich selbst. Zeit, die im heutigen Alltag oft nicht mehr vorhanden ist. Je mehr soziale Kontakte Sie im Alltag haben, um so mehr Autonomie braucht Ihr Geist. Wenn Sie sich also etwas vornehmen wollen für diese neue Jahr, dann planen Sie ab jetzt Zeit für sich selbst ein. Zeit, in der es nichts zu tun gibt, in der es keine Maßstäbe gibt, nur Sie und das Jetzt.

Halten Sie sich in der Stille aus. Ohne Ablenkung. Kein Podcast. Kein Film. Kein Telefonat. Kein Buch. Keine Musik. Nichts. Nur Sie und Ihre Gedanken.

Weil das anfänglich ungewohnt sein kann, beginnen Sie ruhig mit 10 bis 15 Minuten am Tag. Sehen Sie es nicht als Pflicht, sondern als Erholung. Denn in dieser Zeit gibt es nichts, auf das Sie reagieren müssen. Nicht einmal auf Ihre Gedanken und Gefühle. Nehmen Sie nur Notiz von dem, was in Ihnen passiert und lassen Sie die Dinge so sein. Wenn Sie dabei zu hilfreichen Ideen kommen, schreiben Sie sie fix auf und langweilen sich dann gerne weiter.

Wenn Sie das nun regelmäßig tun, schaffen Sie damit hervorragende Bedingungen, um zu mehr Ruhe zu kommen, Ihre Wünsche und Bedürfnisse zu erkennen und mehr und mehr die Kraft zu entwickeln, Ihren eigenen Bedürfnissen auch nachzugehen.

Ich wünsche Ihnen einen guten nächsten Abschnitt!

Herzliche Grüße
Ihre Dörthe Dehe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert